Grundlagen

  • Die ersten Schritte
  • Gespräche führen
  • Daten notieren
  • Woher man es weiß...
  • Wie verwahre ich alte Dokumente?
  • Was ist mit den Nebenlinien?
  • Wie kennzeichne ich die Personen?
  • Standesamt
  • Kirchenbücher lesen
  • Suche in entfernten Gegenden
  • Ohne weitere Kenntnisse geht es nicht
  • Wie fülle ich die Daten mit Leben? 
  • Hilfe, so viel Papier
  • Der "Tote Punkt"
  • Ahnenschwund oder "Implex"
    • Die ersten Schritte

      Zunächst einmal sammeln Sie alle Daten, die Sie auf Anhieb greifen können. Beginnen Sie mit den eigenen Geburts- und Hochzeitsdaten, denen des (der) Ehepartner und Ihrer Kinder, Eltern und Großeltern. Meist lässt sich anhand des eigenen Stammbuches schon einiges zusammentragen, vieles weiß man aus dem Gedächtnis heraus. Versuchen Sie zu möglichst vielen Ereignissen Urkunden zu kopieren und gleich als Grundstock in Ihre Akten zu nehmen. Ihre erste Reaktion auf diesen Text wird nun sein: "Wieso soll ich meine eigene Geburtsurkunde  archivieren- ich weiß doch, wann ich geboren bin!" . Das ist sicherlich ein schlagendes Argument- doch wenn Ihre Forschungsergebnisse in der Familie bleiben und in ein, zwei, drei Generationen jemanden finden, der die Forschungen weiter betreibt- so wird dieser Jemand sehr froh sein, wenn Sie an diese Maßnahme gedacht haben. Gegebenenfalls können Sie (wenn Ihnen das sicherer ist) ein Schriftstück hinzulegen, dass "private Daten" die jünger sind als 100 Jahre aus den Akten entfernt werden sollen, wenn die Unterlagen die Familie verlassen (beispielsweise an einen genealogischen Verein).

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      Wie beginne ich meine Forschungen...?

      Zu aller Anfang heißt es: Bleistift spitzen und Schreibblock einpacken - alternativ Notebook oder Smartphone, und die Verwandtschaft besuchen! Man beginne ein unverfängliches Gespräch à la "Weißt Du noch...?" und lässt sich all die Geschichten von damals erzählen, die man bisher nie hören wollte. Da erfährt man dann von Tante Ulrike, dass die Großmutter noch zwei uneheliche Kinder hatte, oder dass die Urgroßmutter ohne die Kinder erster Ehe nach Amerika ausgewandert ist. Jedes Detail ist unwiederbringlich kostbar und sollte notiert werden. Besuchen Sie zunächst die älteren Familienmitglieder. Das mag sich zynisch anhören, aber wenn Oma erst gestorben ist, können Sie sie nicht mehr fragen. Wie oft schon habe ich bedauert, dass meine Großeltern schon verstorben waren, als ich zu meinem Interesse fand.

      Manch einem Forscher erscheint gerade dieser Teil der Forschungen langweilig. Man möchte so schnell wie möglich in die Vergangenheit, weil man die Frage schon kennt: "Na, wie weit bist du denn zurückgekommen!" Lassen Sie sich aber dadurch nicht verleiten, am Anfang den Fehler zu begehen, gleich in die Kirchenbücher sehen zu wollen. Was Sie heute in der Verwandtschaft nicht erfahren, das können Sie vielleicht nie wieder nachholen. Ein Onkel könnte ins Altersheim kommen und alle Dokumente und alte Photos werden unwiederbringlich entrümpelt! Kostbare Hinweise gehen verloren, weil Sie nie Tante Frieda gefragt haben, die als Einzige wusste, dass der Opa aus Westpreußen kam!

      Fragen Sie nach Fotos,Urkunden, Bürgerbriefen, Testamenten. Lassen Sie sich Kopien anfertigen von allen Dokumenten, die man Ihnen nicht überlassen will! Und fragen Sie danach, ob aus den Kriegszeiten noch ein Ahnenpass existiert.

      Sehen Sie bitte auch das Kapitel: "Wie fülle ich die Daten mit Leben...?" weiter unten auf dieser Seite.

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      Wie verwalte ich die gefundenen Daten...?

      Auch wenn es mehr und mehr üblich ist, Informationen ausschließlich mit dem PC zu verwalten, so bin ich als Liebhaber vom Medium Papier nach wie vor der Überzeugung, dass man die Informationen zunächst auf die traditionelle Art auf Papier notieren sollte. Später lassen sich die Daten dann immer noch im PC erfassen. Legen Sie für jede Familie einen Familienbogen oder eine Karteikarte an. Zu oberst kommt der Haushaltsvorstand (liebe Forscherinnen....das ist in diesem Fall immer der Mann!) mit Konfession, Beruf, Geburt, Taufe, Tod, Begräbniss und anderen Eheschließungen. Es folgt die Heirat, die Daten der Frau und anschließend die Namen und Daten der Kinder. Kinder aus anderen Ehen einer der Partner können auf der Rückseite notiert werden. Auf dem Blatt sollte jede erdenkliche Einzelheit verzeichnet werden, denn so manches Mal sind es die Kleinigkeiten, die einem weiterhelfen. Ist beim Tod eine Altersangabe vorhanden, kann man zum Beispiel das ungefähre Geburtsjahr errechnen. NICHTS ist unwichtig! Notieren Sie grundsätzlich auch Taufpaten und Trauzeugen. Einige Familienbogen-Beispiele habe ich zum Herunterladen im Downloadbereich  bereitgestellt, weitere werden von CompGen (Verein für Computergenealogie) im Genealogienetz.de angeboten. (http://wiki-de.genealogy.net/Vorlagen_zur_Erfassung_genealogischer_Daten)

      WICHTIG: Schreiben Sie nur mit dokumentenechter Tinte oder Mine....Ihre Enkel finden sonst später nur leere Blätter vor! In Tinte schreiben Sie nur jene Daten, die anhand von Urkunden, Kirchenbucheinträgen o.ä. von Ihnen belegt sind. Alle Daten aus Zweitschriften oder vom Hörensagen tragen Sie nur mit Bleistift oder Fragezeichen ein, bis Sie die Richtigkeit der Daten nachweisen konnten. So sind zum Beispiel viele Ahnenpässe aus dem Zweiten Weltkrieg fehlerhaft, und auch Ortssippenbücher wurden von Menschen geschrieben,...und diese machen bekanntlich Fehler.

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      Woher man es weiss...

      Den häufigsten Anfängerfehler sollten Sie unbedingt vermeiden: Nachlässigkeiten beim Notieren der Quellen rächen sich immer irgendwann. Mancher Forscher hat seine kompletten Forschungen nach jahrelanger Suche noch einmal von vorn begonnen, weil er eine eiserne Regel der Genealogie vernachlässigt hat: "Notiere bei jedem noch so kleinen Detail, woher du es weißt!" Ein Fremder (und auch Sie selbst) muss jeder Zeit anhand der Quellenangaben diesen Ort wiederfinden können. 

      Das heißt aber auch: Wenn Sie im Internet oder in einem Buch eine Information finden, so ist die entsprechende Internetseite oder aber das Buch Ihre Quelle - und nicht etwa die dort angegebene Originalquelle (Kirchenbuch). Diese dürfen Sie nur dann als Ihre Quelle angeben, wenn Sie sie selbst gesehen haben! Selbstverständlich notieren Sie sich die Originalquelle zusätzlich als Notiz, so dass Sie die Information später überprüfen können.  

      Fertigen Sie sich von jeder Quelle wenn irgend möglich eine Kopie an oder fotografieren Sie sie für Ihre Akten, falls Sie später noch einmal etwas kontrollieren möchten. Jetzt im Moment fallen Ihnen vielleicht Details nicht ins Auge, die im späteren Verlauf der Forschung wichtig sein können.

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      Wie verwahre ich alte Dokumente...?

      Sie gehören zu den glücklichen Besitzern alter Schriftstücke und Photos? Sicher möchten Sie diese gerne in Ihrem Genealogie-Ordner verwahren, aber lassen Sie das lieber bleiben. In Klarsichthüllen aufbewahrt greift die Folie die kostbaren Stücke an und macht sie unleserlich. Am besten ist ein Schuhkarton mit Deckel, in dem alles lichtgeschützt aufbewahrt werden kann. Suchen Sie dafür einen trockenen Aufbewahrungsort (nicht der Keller) ohne große Temperaturschwankungen (Dachboden) und ohne schädliche Einflüsse wie Tabakqualm und Putz- und Reinigungsmittel, dann hat auch Ihr Urenkel noch Freude daran.

      Wenn Sie dieses Thema näher interessiert, lesen Sie auch den Artikel: Umgang mit alten Fotos.

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      Was ist mit den Nebenlinien...?

      Im Moment interessiert Sie nur der Geburtseintrag vom Ur-Großvater, aber Sie sollten auch alle Geschwister mit aufnehmen. Dies hat mehrere Gründe:

       

      Es ergibt eine vollständigere Familiengeschichte. Wie viele Kinder hatte ein Paar und wie viele überlebten? Ist die Familie mehrfach umgezogen? Anhand der Kinderdaten lässt sich das Leben einer Familie über Jahre besser nachvollziehen. Es gibt Vorfahren, von denen ich bis heute weder Geburt, Trauung, noch Tod gefunden habe, aber die Daten ihrer Kinder erzählt mir das Familienleben von 2 Jahrzehnten.

      Man vermeidet viele falsche Daten. Denn hat man im Kirchenbuch einen Geburtseintrag ein Datum gefunden: Woher will man sicher wissen, dass es das Geburtsdatum seines Vorfahren ist, und nicht das eines früh verstorbenen Geschwisterchens? Nicht nur in Ostfriesland war es üblich, einem Neugeborenen den Namen eines vorher verstorbenen Geschwisterchens zu geben. In einigen Familien hatte ich 5 Kinder desselben Namens,...das letztgeborene war mein gesuchter Vorfahre. Außerdem ist das Erforschen einer Familie wesentlich leichter, wenn man sich den größtmöglichen Überblick verschafft.

      Sie werden sicher bald mit anderen Forschern in Kontakt kommen und Daten austauschen wollen. Das ist aber schwierig, wenn Sie sich ausschließlich auf die Hauptlinie konzentrieren. Je mehr Daten sie aufnehmen, desto eher die Wahrscheinlichkeit, dass Sie anderen helfen können,...und dass man Ihnen helfen wird.

      Schon so manches Mal konnte ich einen Toten Punkt überwinden, weil ich einfach die Nebenlinie erforscht habe. Hier findet sich oft ein kleiner aber entscheidender Hinweis, den man sonst übersehen hätte.

      Vielleicht ist irgendwann Ihr Interesse geweckt, statt Vorfahren auch die Nachfahren eines Vorfahren zu erforschen. Sie haben dann wenigstens schon mal einen Einstieg vorbereitet. 

      Ich persönlich suche daher nach allen Kindern meiner Vorfahren, und wenn möglich notiere ich mir deren Eheschließung und/oder Tod.

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      Wie kennzeichne ich die vielen Personen...?

      Darüber haben sich gottseidank schon andere Forscher den Kopf zerbrochen, und dem entsprechend gibt es auch hier eine allgemein gültige Regel: die sogenannten Keculè-Bezifferung. Die Person, bei der alles seinen Ausgang nimmt, ist die Nr. 1, der sogenannte Proband. Sollten Sie auch die Linie ihres Ehepartners erforschen, so ist es sinnvoll, ihr Kind als 1 zu beziffern. Der Vater erhält nun immer die doppelte Zahl, bei der Mutter wird eine 1 dazu addiert. Das hört sich kompliziert an, erleichtert aber das Durchblättern und Suchen erheblich. Beispiel: Sie suchen in Ihrer Mappe die Eltern von Nr. 13 (ungerade Zahl, es ist also eine Frau). 13 x 2 = 26. Der Vater von Nr. 13 ist also Nr.26, die Mutter 27. Der Ehemann von Nr. 13 ist Nr. 12, ihr Kind in der Ahnenreihe folglich die Nummer 6. Mit etwas Übung fühlen Sie sich mit diesen Zahlen schnell zuhause.

      Um den Überblick weiter zu verbessern, kennzeichnen Sie noch die einzelnen Generationen mit römischen Ziffern, also Generation I, Generation II, u.s.w.

      Einen Überblick finden Sie auf der Seite: Aufbau einer Ahnentafel

      Was geschieht mit den restlichen Personen? 

      Die Kekulebezifferung selbst gibt nur den direkten Vorfahren Zahlen. Es gibt auch Nachkommenbezifferungen - aber wenn man erst mit den Forschungen beginnt ist der letztmöglich zu findende Vorfahr (Spitzenahn) ja noch gar nicht bekannt. Aus diesem Grund entwickelte ich in den 90er Jahren eine erweiterte Kekulebezifferung. Die Vorfahren behalten dabei die gewohnte Kekule-Bezifferung. Die Kinder jeder in direkter Linie liegenden Ehe erhalten die Nummer des Vaters (oder wenn unbekannt die Zahl der Mutter) mit einem Buchstaben dahinter in der Reihenfolge der Geburt. 

      Beispiel: Angenommen, Sie sind das zweitgeborene Kind und haben sowohl einen älteren Bruder als auch eine jüngere Schwester. Ihre Geschwister erhalten nun die Nummer Ihres Vaters, also die Nr. 2, und als Ergänzung einen kleingeschriebenen Buchstaben in der Reihenfolge der Geburt: der Erstgeborene (Ihr Bruder) bekommt ein "a" dahinter, Sie selbst als zweites Kind haben schon eine eigene Nummer (weil direkte Linie, nämlich die Nr.1), Ihre Schwester bekommt die Nummer 2b.

      Hat man nun noch Kindeskinder in die Datei aufgenommen (z.B. aus der Ehe des älteren Bruders), so setzt man diese Reihe fort: 2 a a, 2 a b, 2 a c,... Partner erhalten ein "P" usw. Auf diese Weise ist immer auf den ersten Blick ersichtlich, von wem eine Person abstammt und in der wievielten Generation. 

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      Standesamt

      Nachdem Sie in der Verwandtschaft herumgefragt, erste Ergebnisse gesammelt und sortiert haben, geht es daran, neue Daten zu finden. In den meisten Fällen werden Sie zunächst beim Standesamt fündig. Standesämter wurden um 1874 eingeführt,...in einigen Gegenden auch früher. Wenn man Glück hat, ist auf der Kopie einer vorhandenen Todesurkunde ein Randvermerk über Geburts- oder Heiratseintrag.

      Zunächst bietet es sich an, das zuständige Standesamt anzuschreiben (bei Briefpost bitte niemals einen frankierten, an sich selbst adressierten Rückumschlag vergessen!) oder anzurufen. Nicht jedes Standesamt antwortet auf E-Mails. Je genauer Sie schildern, wen oder was Sie suchen, desto eher können Sie mit baldiger Antwort rechnen. Fragen Sie an, ob die entsprechenden Unterlagen im Hause sind, und ob man Ihnen eine Kopie der gesuchten Urkunde zusenden könne. Nicht immer ist dieses kostenfrei! Daher rate ich Ihnen DRINGEND zu erwähnen, dass Sie entstehende Kosten in Höhe bis.......€ selbstverständlich ersetzen. Bitten Sie bei Kosten, die darüber liegen, um vorherige Rücksprache. Selbstverständlich können Sie auch danach fragen, ob Sie vorbeikommen können. Es gibt schon erste Standesamtsunterlagen online - darum sollte man sich zunächst kundig machen.

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      Kirchenbücher

      Für Daten vor Einführung des Standesamtes muß man sich an das jeweils zuständige Kirchspiel wenden. Hierfür muss man natürlich wissen, welcher Konfession der Vorfahre angehörte. Spätestens jetzt muss man sich mit dem Landstrich seiner Forschungen auseinandersetzen, denn es gilt herauszufinden, wo die nächstgelegene Kirche der entsprechenden Konfession stand und ob sie schon zur Zeit des Anlasses existierte.

      Das Vorgehen ist wie beim Standesamt: Nehmen Sie Kontakt zur zuständigen Kirchengemeinde auf und erkundigen Sie sich, ob die Kirchenbücher der entsprechenden Zeit noch im Hause sind oder bereits einem Archiv ausgehändigt wurden. Auch hier gerät man gelegentlich an Pastoren, die der Familienforschung skeptisch gegenüber stehen. Vergessen Sie in solchen Situationen niemals, dass diese Personen oft zu Recht vorsichtig sind. Herausgerissene Kirchenbuchseiten von zu eifrigen Forschern sprechen da eine deutliche Sprache! Einige Pastoren überwinden den Zwiespalt, indem sie sich mit dem Ratsuchenden gemeinsam die Kirchenbücher durchsehen. Nun überlegen Sie selbst, wie oft im Jahr er diesen Zeitaufwand auf sich nehmen kann!

      Es werden mehr und mehr Kirchenbücher als Digitalisat online gestellt - das ist der lang ersehnte Traum eines jeden Forschers. Indexiert sind davon allerdings erst wenige. Das bedeutet, dass man wie früher im Archv Seite für Seite lesen und durchsuchen muss. Altdeutsche Schriften zu lesen wird daher das erste Problem sein, was Sie aber mit einiger Übung und Erfahrung in den Griff kriegen. Es hat mich erschreckt zu erleben, dass ein-und-derselbe Geburtseintrag von 3 verschiedenen Forschern in dreierlei Weise gelesen wurde. Hier hilft nur eines: die genaue Kenntnis dessen, welche Familien in dem Kirchspiel lebten. Suchen Sie daher nicht gezielt nur nach einer Person, sondern nehmen Sie alle erwähnten Namen in ihr Gedächtnis auf. Zunächst sollten Sie sich mit dem Lesen alter Schriften vertraut machen. Da es hierzu schon eine sehr gute Homepage gibt, muss ich hierzu keine eigenen Erklärungen aufschreiben. Besuchen Sie zum Thema "Schrift" die Seite http://www.suetterlinschrift.de.

      Weitere Tipps für den Anfang:

      Schreiben Sie auf einen Zettel alle Buchstaben in Groß- und Kleinschreibung, die Sie zweifelsfrei erkennen, genauso, wie der Pastor sie benutzt und vergleichen Sie gelegentlich, ob es für denselben Buchstaben verschiedene Schreibweisen gab,...vor allem im Zusammenhang mit anderen Buchstaben. Dies erscheint vielleicht umständlich, aber erst nach Einführen dieses Vorgehens habe ich in der Anfangszeit viele Schreibfehler vermieden (wenn zum Beispiel der Pastor das R wie ein B schrieb).

      Nehmen Sie immer ein Stück Transparentpapier mit (Butterbrotpapier tut's zur Not auch). Wenn wirklich einmal ein Wort oder Satz unlesbar erscheint, lege ich das Transparentpapier darüber und schreibe es genau ab. Komme ich dann von meiner Archivstunde nach Hause, fällt mir oft innerhalb kurzer Zeit seine Bedeutung auf. Falls nicht, kann ich es mit Hilfe oben erklärten Zettels in Ruhe entschlüsseln, oder einen anderen Forscher um Rat fragen.

      Mit der Zeit werden Sie diese Hilfen aber immer seltener nötig haben! Sie müssen aber auch damit rechnen, irgendwann fremde Sprachen lesen und entziffern zu müssen: mit Französisch, Holländisch und vor allem Latein musste ich mich im Laufe der Jahre "abquälen". In diesen Fällen schreibt man am besten alles ab, wie es geschrieben steht und schlägt später in einem genealogischen Handbuch nach.

      Zum Üben hier ein paar Kopien aus Kirchenbüchern mit entsprechender Übersetzung (noch recht leicht zu lesen):

     

     

    Den 1.Apr. gestorven en Den 8 Apr.
    Begraven Hindrik Lubbers.
    Heb ik gepredigd.

    Kirchenbuch Weener, Krs. Leer

     

     

     

     

     

    "Junggeselle und Eigenthümer Julius Adolph Eduard Schöel aus Strippau, jüngster und 5ter Sohn des zu Strippau verstorbenen Eigenthümers Christian Schoel und der noch lebenden Constant. geb. Loht, wurde mit Jungfer Eleonore Henriette Engler, 4ter Tochter des zu Strippau verstorbenen Eigenthümers Gottlieb Engler und der noch lebenden Eva geb. Czerwinski, am 5.6. u 7. Dom Trin. ( 22 u 29. Juni und 6. Juli) ohne Einspruch aufgeboten und am 10 ten (zehnten) Juli in der Kirche getraut."

    Vor einem weiteren fatalen Anfängerfehler möchte ich Sie warnen:  Wenn Sie den gesuchten Namen im Kirchenbuch gefunden haben, klappen Sie nicht zufrieden das Buch zu um heim zu gehen. Sie sollten zur Vorsicht etwa 5 Jahre vorher und 5 Jahre hinterher nach Namensgleichheiten absuchen....wenn Sie ganz sicher gehen wollen auch noch mehr.... um auszuschließen, dass Sie nicht auf einen Namensvetter gestoßen sind. Auch das Sterberegister sollten Sie durchsehen - auch wenn dies im ersten Moment paradox erscheint: Es war in einer Zeit hohen Kindersterblichkeit beispielsweise durchaus üblich, einem Neugeborenen den Namen des verstorbenen Geschwisterkindes zu geben. Bei einer von mir erforschten Familie verstarben sieben Knaben gleichen Namens, bevor der achte Sohn mit diesem Namen heranwachsen durfte. 

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    Suche in entfernten Gegenden

    Irgendwann kommen Sie mit Sicherheit an den Punkt, wo die Vorfahren aus anderen Gegenden kamen. Bei Vorfahren aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten beispielsweise ist die Forschung besonders schwierig. Hier bietet sich ein Besuch im Archiv der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage  - früher umgangssprachlich "Mormonen" an. Da Ahnenforschung Bestandteil ihres Glaubens ist ( auch verstorbene Familienangehörige sollen die Möglichkeit bekommen, ihren Glauben posthum anzunehmen), wurde schon vor dem zweiten Weltkrieg damit begonnen, Kirchenbücher zu verfilmen. So haben sie teilweise Unterlagen in ihrem Bestand, die während des Krieges zerstört wurden oder abhanden kamen. Auch online kann man viele Informationen finden: https://www.familysearch.org/de/ . Weitere detaillierte Informationen hierzu finden Sie auf der Website http://genwiki.genealogy.net/FamilySearch 

    Desweiteren sollte man sich nach Ortsippenbüchern erkundigen, die in der jeweiligen Gegend herausgegeben wurden. Für diese Bücher haben Forscher alle Informationen aus Kirchenbüchern abgeschrieben und zu Familien zusammensortiert. Findet man darin Informationen zu seinen Vorfahren, so sollten diese unbedingt anhand der Originalquellen überprüft werden: Auch Kirchenbuchverkarter können sich irren. Sinnvoll kann der Beitritt zu einem Verein der entsprechenden Gegend sein. Hier erhält man durch Kontakte zu anderen Mitgliedern oder Vereinspublikationen viel über mögliche Quellen.

    Da ich bisher nur in den Gegenden Ostfriesland und Westpreußen forsche,kann ich nur zu diesen Gegenden Hinweise geben. Diese finden Sie auf den jeweiligen Seiten.

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    Ohne weiterreichende Kenntnisse geht es nicht...!

    Im Laufe Ihrer Forscherkarriere werden Sie Fähigkeiten erlernen, von denen Sie immer dachten, das würden Sie nie verstehen! Ohne Hintergrundwissen sind Sie nämlich irgendwann am Ende Ihrer Forschungen.

    Sie müssen sich mit der jeweiligen Gegend auskennen um herauszufinden, welches Kirchspiel wann wo für wen zuständig war. Mit Glück reicht ein Atlas,...aber meistens ist mehr Recherche notwendig. Irgendwann kommt man auch um einiges Wissen bezüglich der Geschichte des Landes und seiner Herrscher nicht herum. Erst wenn man einige Kenntnisse über den Landstrich erlangt hat, kann man Forschen ohne wichtige Details zu übersehen. Nehmen wir doch nur als Beispiel die Familienforschung in Ostfriesland. Ohne das Wissen um die patronymische Namensgebung hat man nach spätestens drei Generationen lauter fremde Menschen in seinem Stammbaum!!! So kann ich nur jedem Forscher zu Beginn seiner "Laufbahn" empfehlen: "Lese und lerne!!!!"

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    Wie fülle ich die Daten mit Leben?

     Machen Sie nicht den Fehler und forschen Sie drauflos, um schnellstmöglich viele Generationen zu sammeln. Das ist keine Familienforschung. Sammeln Sie lieber Briefmarken. All die Namen in Ihrem Stammbaum waren Menschen mit Lebensläufen, sie haben gearbeitet, Kinder erzogen, schlechte und gute Zeiten durchlebt,...wir sollten forschen, um sie zu ehren, nicht um ihre Namen zu sammeln! Also versuchen wir so viel wie nur möglich über ihr Leben herauszufinden.

    Um an Informationen zu kommen, ist wieder das Gespräch mit Verwandten die erste Wahl. Fragen Sie nach alten Fotografien, fragen Sie nach Einzelheiten. Die älteste Generation hat noch Erinnerung an längst verstorbene Vorfahren. Ich weiß von meiner Ur-Urgroßmutter, dass Ihr Mann bei ihrer Trauung ihre Taille mit beiden Händen umfassen konnte...als sie starb wog sie an die 150 kg. Eine andere war eine kleines Persönchen, mit schwarzen Haaren und tiefer Stimme. Sie war so resolut, dass ihr Bräutigam kurz vor der Trauung davonlief....und erst zwei Jahre später reumütig zurückkehrte. All diese Informationen,...und es sind viele mehr, erhalten Sie nur, wenn Sie Gespräche führen und genau hinhören.

    Anschließend versucht man alles zu fotografieren, was noch aus den Lebensbereichen der Ahnen existiert, z.B. Grabstellen, Grabsteine, Häuser, in denen sie wohnten, die Kirche, in der sie getauft wurden,... und man schiebe es nie länger als nötig heraus.

    Ein simples Beispiel mag diesen Ratschlag veranschaulichen: Ich erfuhr von einem Forscherkollegen, dass das Häuschen vom Ur-Ur-Großvater noch immer existiert. Da selbst die Häuser meiner Großeltern schon abgerissen sind, war diese Nachricht für mich etwas ganz Besonderes. Früher Zeichen seines hohen Standes (ein Backsteinhaus), war das Häuschen heute unvorstellbar ärmlich und verkommen. Ich fuhr die zwei Stunden zu dem Haus, redete mit seinen Bewohnern und durfte ein paar Fotos machen. Eine Woche später ist dieses Häuschen abgebrannt.

    Was Sie an Informationen über die Zeit von vor 200 Jahren herausfinden können,...da ändert sich die Aktenlage kaum. Aber alles, was die nächstgelegene Vergangenheit angeht, kämpfen Sie einen Kampf gegen die Zeit. Denn wie schnell ist heutzutage ein altes Gebäude abgerissen und wie viele alte Grabsteine, unwiederbringliches Kulturgut, wurden schon zum Straßenbau verwendet. Also sollte dies unbedingt ihr erster Schritt sein, bevor sie weiter in die Vergangenheit gehen.

    Wenn Sie einige Namen haben, sollten Sie sie mit Hilfe von Archiven mit Leben füllen. Hier lagern unzählige Akten und Briefe, und man findet unter Umständen 250 Jahre alte Briefe seiner Vorfahren, Testamente, Gerichtsverfahren. Aber auch die Lektüre der Dorfchronik erzählt aus dem Leben unserer Ahnen. Wenn auch ihre Namen nicht erwähnt werden, so erfahren wir doch, wann eine Flut, eine Feuersbrunst oder eine Pest unseren Vorfahren zu schaffen machte. Und wenn Sie das nächste mal gefragt werden, wie viele Generationen Sie schon zusammen haben (in meinen Augen eine Frage, die jeden Genealogen ärgern sollte), dann antworten Sie darauf mit: "Nicht auf die Anzahl der Generationen kommt es an, sondern darauf, wie viel ich über diese Menschen weiß!"

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    Hilfe...soviel Papier!

    Irgendwann haben Sie so viele Familienblätter in ihren Mappen, dass der Überblick immer schwieriger wird. Allein, wenn man einem Forscherkollegen Auskunft geben will, säße man stundenlang daran, seine Ergebnisse abzuschreiben.

    Ach, Sie hatten selbst schon an einen PC gedacht? Sie haben gar vor, von Anfang an mit einem Computerprogramm zu arbeiten, weil Sie mit Papierkram nichts anfangen können? Nur zu. Spätestens nach dem ersten Festplatten-Absturz werden Sie genau wie ich parallel arbeiten: sowohl mit dem Computer, als auch mit den Familienbögen und Mappen.

    Ein Programm möchte ich Ihnen lieber nicht empfehlen, denn es kommt schnell zum Streit, wenn zwei Forscher verschiedene Programme benutzen und anpreisen. Tun Sie sich selbst den Gefallen, und kaufen Sie niemals ein Programm, nur weil es Ihnen heiß empfohlen wird!!!! Besorgen Sie sich Demoversionen und testen Sie selbst, bis Sie an ein Programm geraten, das Ihren Vorstellungen entspricht. Und denken Sie niemals, Qualität sei eine Frage des Preises. Es wäre ein fataler Irrtum! Es gibt hervorragende Programme, die keinen Pfennig kosten (!), und es gibt, für unverschämte Preise, genealogische Software, die nur für den Mülleimer taugt. Lesen Sie hierzu bitte auch meine Seite zur genealogischen Software.

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    Der "Tote Punkt"

    Er kommt immer zu früh:...der Tote Punkt. Das ist die Linie, die endet, weil man einfach nicht weiter kommt,...in einer Sackgasse gelandet ist. Der Alptraum eines jeden Forschers. . Manchmal lässt sich ein solcher Toter Punkt durch Zufall oder harte Arbeit überwinden. Manchmal ist und bleibt es das Ende dieser Linie. Die Gründe für ein nicht weiterkommen ist vielfältig:

    Ein Ehepaar wohnte vorher in einem anderen Ort, und nichts deutet darauf hin, woher es kam.

    Vielleicht ist es gar aus einer weit entfernten Gegend zugewandert.

    Der Pastor hat schlicht diverse Eintragungen vergessen.

    Die Familie wechselte plötzlich die Konfession, z.B. weil der neue Landesherr eine andere Konfession hatte. (Wes Brot ich ess, des Lied ich sing'!)

    Die Familie hat den Namen gewechselt (bringt jedem ostfriesischen Forscher die größte Freude! ).

    Bei all diesen Fällen hat man eine Chance, durch Erforschen der Nebenlinien den Toten Punkt zu überwinden. Kaum eine Chance aber hat man, wenn z.B.Ein Kind unehelich geboren und der Vater nicht genannt wurde,Ältere Kirchenbücher im Laufe der Jahrhunderte verbrannt oder verschollen sind.

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    Was ist das: ein Implex?

    Was ist denn das??? Plötzlich taucht ein Vorfahre gleich doppelt  in meiner Mappe auf. Habe ich einen Fehler gemacht?

    Nein, das ist der sogenannte Implex oder auch Ahnenschwund, der sich in fast jeder Forschung irgendwann einfindet. Ein mir bekannter Forscher pflegt während seiner Volkshochschulkurse zu sagen: "Wenn Sie noch keinen Implex in Ihrer Familie gefunden haben, dann haben Sie nur noch nicht lange genug gesucht!"

    Ganz offensichtlich ist der Implex, wenn Cousin und Cousine heiraten. In diesem Fall haben beide Personen dieselben Großeltern. Manchmal liegen aber auch viele Generationen dazwischen. Dies darf nicht mit Inzucht verwechselt werden. Oft wussten die Brautpaare nicht einmal, dass sie miteinander verwandt waren,...oder kennen Sie alle Urenkel Ihres Urgroßvaters???

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    Ich will mehr darüber wissen....

    Ich konnte Ihnen hier nur einen kleinen Überblick bieten und aus meinen eigenen Erfahrungen Hinweise geben. Sicherlich lässt sich noch viel mehr zu diesem Thema sagen. Wenn Sie mehr wissen möchten, schauen Sie doch bitte unter Links bzw. Buchtipps nach- so kommen Sie an weitere Informationen.