Fotos Digitalisieren & Nachbearbeiten

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    Festplattenspeicher ist inzwischen sehr preiswert zu haben. Daher sollte jeder Familienforscher mit seinen wertvollen Originalen das tun, womit sich derzeit auch jedes Archiv beschäftigt: dem Digitalisieren. Nur so hält man den aktuellen Zustand aller Unterlagen fest und sichert sie vor Verfall, Brand und Zerstörung. 

     Ein weiterer Vorteil: Man kann digitalisierte Unterlagen bequem in Familienchroniken und Genealogieprogramme eingeben sowie an Verwandte weiterreichen.

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    Scannen
    Speichern
    Nachbearbeiten

     

  • Scannen

    Einen Scanner gibt es mittlerweile sehr günstig sowohl als Einzelgerät als auch in Kombination mit einem Drucker. Viele Bildbearbeitungsprogramme können auf den angeschlossenen Scanner zugreifen. Vor dem Scannen sollten Sie mit einem weichen und buschigen Pinsel vorsichtig Haare oder Staub auf den Bildern entfernen. Fassen Sie sie dabei nur am Rand an, damit auf hochglänzenden Fotos keine hässlichen Fingerabdrücke entstehen. Achten Sie darauf, dass das Foto beim Schließen des Deckels nicht verrutscht und starten Sie das Scannen im Programm GIMP unter Datei - Erstellen - Scanner/Kamera.

    Zunächst müssen nun einige Einstellungen vorgenommen werden. Über die Qualität des eingescannten Bildes entscheidet die Auflösung, ausgedrückt in der Einheit dpi (dots per inch, Punktdichte). Je größer die Zahl, umso detailreicher wird das Bild und entsprechend größer die Bilddatei auf der Festplatte. Ein kleines Foto wird durch eine sehr hohe Auflösung (600 dpi) stark vergrößert. Für einen guten Scan reichen aber 300 dpi. Ich persönlich favorisiere darüber hinaus einen Scan in Farbe statt in Graustufen, da ich die natürliche, meist leicht bräunliche Farbgebung durch die Alterung der Fotos sehr mag. 


  • Speichern

    Es gibt viele verschiedene Dateiformate zum Abspeichern der eingescannten Fotos und Urkunden. Zunächst sollten Sie alles einmal abspeichern in einem möglichst verlustfreien Format: tiff oder png. Diese recht großen Dateien speichern nun alles in bestmöglicher Bildqualität. Das nimmt zwar viel Speicherplatz ein, aber Sie haben dabei keine Qualitätsverluste zu befürchten.  Es sind quasi ihre Originale, und Sie sollten diese Dateien auf einer (besser sogar zwei) externen Festplatte sichern und vielleicht zusätzlich auf DVD oder online. Dass etwas passieren kann wird von vielen Forschern in den Bereich des "Wird-schon-nicht-passieren" abgeschoben - doch unter Kennern kursiert der Spruch: "Es ist nie die Frage, ob eine Festplatte kaputt geht und alle Daten verloren gehen, sondern WANN!"  Behalten Sie daher diese wichtigen Dateien nicht allein auf der Festplatte in Ihrem PC, sondern sichern Sie sie zusätzlich auf einer externen Festplatte. Ich empfehle Ihnen daher sogar das Kopieren auf ZWEI externen Festplatten zur Sicherung, damit Sie auf der sicheren Seite sind... eine der Festplatten sollten Sie dann außer Haus aufbewahren (Bankschließfach oder bei Freunden/ Verwandten).

    Für alle weiteren Vorhaben wie Veröffentlichung im Internet oder Einlesen in das Genealogieprogramm sollten Sie sich eine Kopie in reduzierter Qualität anfertigen, beispielsweise im jpg-Format. Alle in irgendeiner Form nachbearbeitete Bilder sollten Sie in einem anderen Ordner ablegen und vielleicht sogar zusätzlich im Dateinamen einen Hinweis festhalten, beispielsweise "Opa-bearbeitet.tiff".

  • Nachbearbeiten

    An vielen Fotos hat bereits der Zahn der Zeit genagt, wenn wir sie sichern. Frühern mussten solchen Fotos eingeschickt und mühsam restauriert werden. Inzwischen kann man mit ein wenig Geschick Fotos mit dem Bildbearbeitungsprogramm selbst bearbeiten. Man geht dabei keinerlei Risiko ein, wenn man an einer Kopie des Bildes - und niemals mit dem Original - arbeitet. Geht der Versuch schief, kann man die Bildkopie einfach löschen und beginnt von vorn. Wie man dabei vorgeht möchte ich Ihnen hier erklären. Es gibt viele Profi-Programme, die diesbezüglich leistungsfähig sind - die allerdings auch entsprechend teuer sind. Ich persönlich nutze sehr gerne das kostenlose GIMP. Die folgende Erklärung basiert daher auf diesem kostenlosen Programm, damit Sie es auf jeden Fall nachvollziehen können. Sollte irgendein Punkt unzureichend erklärt sein, so bitte ich um eine kurze Nachricht - ich werde den Text dann überarbeiten.

    Laden Sie sich das kostenlose Bildbearbeitungsprogramm „GIMP“ bei http://www.chip.de herunter. Die Installationsroutine ist in englischer Sprache, erkennt aber die Landeseinstellung auf Ihrem PC und das Programm selbst läuft dann automatisch in der deutschen Übersetzung.

    Bei der Bearbeitung des Fotos sind folgende Grundregeln wichtig:

    1.) wenn einzelne Schritte nicht das gewünschte Ergebnis bringen, kann man sie mit der Tastenkombination Strg + Z rückgängig machen;

    2.) bis zum Ende der Bearbeitung nutzen Sie zum Speichern das Speicherformat des Bildbearbeitungsprogramms (bei GIMP ist das .xcf). Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass Sie nach dem erneuten Öffnen der Datei quasi nahtlos weiterarbeiten können;

    3.) Zwischenstände sollte man immer wieder speichern ohne das vorherige Bild zu löschen. Hierfür hängen Sie beim Speichern dem Dateinamen eine Zahl an (Anna-01., Anna-02,…).

    Heilen

     

    Das Beispielfoto weist Knicke, Flecken, Farbabschürfungen und ein Bleistiftkreuz auf. Auch wurden die Ecken unsauber abgerundet.  Zunächst sollten Sie die Ansicht vergrößern. Dies stellen Sie unter dem Menüpunkt „Ansicht“ ein. Das Bild sollte schön groß auf Ihrem Bildschirm zu sehen sein.

    Das erste Werkzeug, das wir anwenden, nennt sich "Heilen". Klicken Sie im Werkzeugkasten auf die sich überkreuzenden Pflaster. Die zu bearbeitende Fläche ist meist vielfarbig (bzw. hat die Fläche bei Graustufen mehrere Grau-Schattierungen). Das Werkzeug „Heilen“ merkt sich die Farbgebung eines gewählten Quellpunktes und legt diese mit allen Schattierungen auf einen Pinsel. Hierfür klicken Sie mit gedrückter Strg-Taste innerhalb des Bildes auf einen „Quellpunkt“ in der Region rund um einen zu behebenden Bildschaden. Wenn Sie nun die Strg-Taste loslassen, können Sie mit dem „Heilen-Pinsel“ beschädigte Stellen abtupfen. Dabei kann man je nach Problemzone durch Verminderung der Deckkraft, Verwendung eines weichen Pinsels oder Größeneinstellung des Pinsels (Einstellung im Werkzeugkasten unten) variieren. Bearbeiten Sie zu Beginn nur die groben Stellen um ein Gefühl für das Werkzeug zu bekommen.

    In der stark vergrößerten Ansicht erkennen Sie viele kleine weiße oder schwach pigmentierte Punkte, die Sie mit dem Werkzeug angleichen können. Im Grunde können Sie hier nichts falsch machen. Vorsicht ist nur in der Nähe mitunter nur schwach erkennbarer Konturen geboten. Damit diese nicht verwischen, sollten Sie ihnen nicht zu nahe kommen. Da aber mit der Tasten-Kombination Strg + Z die letzten Schritte rückgängig zu machen sind, können Sie hier ruhig experimentierfreudig sein.

    An detailreichen Stellen ist viel Fingerspitzengefühl und Geduld notwendig. Je detaillierter der zu bearbeitende Bereich, umso größer sollten Sie die Ansicht einstellen und umso vorsichtiger und zaghafter sollten Sie eingreifen.

    Klonen

     

    Mit einem Klick auf die Taste C aktivieren Sie den Stempel zum „Klonen“. Dieses Werkzeug kopiert ausgewählte Bildbereiche, wie Sie es vom „Heilen“ her bereits kennen: Mit der Taste Strg wird eine Quellstelle ausgewählt und anschließend die Zielstelle bearbeitet. Das Klonen-Werkzeug gleicht dabei nicht kleine Schäden an wie beim Heilen, sondern übermalt die ganze ausgewählte Zielfläche. Dieses Werkzeug nutzen Sie an den Stellen, an denen so viel Farbe vom Bild verschwunden ist, dass sie durch das Heilen nicht verbessert werden konnten. In unserem Beispiel habe ich dieses Werkzeug genutzt, um das Kleid dunkel zu betonen, damit die Konturen des Stuhles wieder mehr hervortreten. Auch blasse Flecken auf Kleid und Hintergrund kann man damit korrigieren.

    Kontrast

     

    Unter dem Menüpunkt „Farben“ finden Sie den Punkt „Helligkeit und Kontrast“. Versuchen Sie mit Hilfe der Schieberegler das Bild aufzuhellen und den Kontrast sanft zu verstärken ohne es zu übertreiben.

     

     

     

    Einfärben

     

    Wie ich eingangs erwähnte empfinde ich die leichte Sepiafärbung alter Fotos sehr reizvoll. Da mir das Foto nur als Schwarzweiß-Scan vorlag, habe ich zum Abschluss das Foto entsprechend neu eingefärbt.

     

    Hierzu wählen Sie im Menü „Farben“ den Unterpunkt „Einfärben“. Setzen Sie einen Haken vor „Vorschau“, damit Sie die Veränderungen am Bild mit verfolgen können. Mit dem obersten Schieberegler im sich öffnenden Fenster bestimmen Sie den Farbton. Die in Frage kommenden Farbtöne liegen hier zwischen den Zahlen 15 und 40. Mit dem zweiten Schieberegler bestimmen Sie die Intensität der Farbe.

    Zuschneiden

     

    Als letzte Maßnahme wird das Foto digital zugeschnitten, damit die ungleichmäßigen Kanten entfallen. Für einen rechteckigen Ausschnitt wählen Sie im Werkzeugkasten „Rechteckige Auswahl“ (oder drücken die Taste „R“). Es erscheint ein Kreuz als Mauszeiger. Mit diesem Kreuz klicken Sie nun in die obere linke Ecke des Fotos und ziehen mit gedrückter Maustaste eine Schablone bis zur unteren rechten Ecke.

    Für einen ovalen Ausschnitt wie in unserem Beispiel wählen Sie im Werkzeugkasten die „elliptische Auswahl“ (oder drücken wahlweise die Taste „E“).In den meisten Fällen ist die ovale Schablone nicht ganz passgenau. Sobald sie aber mit dem Mauszeiger über den Rand des Bildes fahren wird ein Balken sichtbar, mit dem Sie am entsprechenden Bildrand mit gedrückter Maustaste die Schablone anpassen können.

    Im Menü „Bearbeiten“ wählen Sie nun zunächst den Punkt „Ausschneiden“, anschließend „Einfügen als“ und im Untermenü „Neues Bild“. Das rechteckige Foto ist nun fertig und kann abgespeichert werden. Diesmal wählen Sie bitte im Menü "Datei" nicht das xcf-Format von GIMP, das Sie über "Speichern" auslösen, sondern wählen unter dem Menüpunkt "exportieren" das Format JPG ohne Kompression. Das xcf-Format kann nur von GIMP selbst entschlüsselt werden und ist zum Weitergeben oder Veröffentlichen nicht geeignet.

    Das hier vorgeführte Beispiel ist in vergleichsweise kurzer Zeit (ca. ein bis zwei Stunden) entstanden und ohne jegliche Erfahrung im Retuschieren von Bildern. Wie es funktioniert habe ich mir über einige Webseiten zur Bildnachbearbeitung selbst zusammengesucht und bin ebenso unerfahren wie Sie. Mit mehr Zeit und mehr Wissen zu diesem Thema sind die Ergebnisse wahrscheinlich eindrucksvoller. Wenn der eine oder andere Leser dazu angeregt wurde, seine eigenen Fotos zu bearbeiten der es sich bisher nicht traute, dann freue ich mich sehr über Zusendung eines Vorher-Nachher-Vergleiches.

    (Dieser Bericht basiert auf einem Artikel in der Zeitschrift Computergenealogie, Heft 3/2011)